Unter dem Pflaster liegt der Strand.
Strandbar Pflasterstrand

Der 68er Slogan „Sous les pavés, la plage!“ (Unter dem Pflaster liegt der Strand), der sich auf den Sanduntergrund von Pflastersteinen (Waffen im Straßenkampf) bezieht, wird der Situationistischen Internationalen zugeschrieben.

Die Situationistische Internationale (S.I.) war eine Gruppe europäischer Künstler und Intellektueller, die vor allem in den 1960er Jahren aktiv war. Die Situationisten operierten an der Schnittstelle von Kunst und Politik, Architektur und Wirklichkeit und setzten sich für die Realisierung der Versprechungen der Kunst im Alltagsleben ein. Der zentrale Denker der Gruppe war Guy Debord. Sein Hauptwerk „Die Gesellschaft des Spektakels“ (1967) ist eine kritische Auseinandersetzung mit der kapitalistischen Konsumwelt und repressiven Herrschaftsverhältnissen.

Die derzeitige „Gesellschaft des Spektakels“ im Westen ist eine Gesellschaft, die das Oberflächliche feiert, im Konsum Erfüllung finden möchte, sich in den Medien selbst betrachtet und bewundert und alles für messbar und käuflich hält.
(Guy Debord)

Eine prägende Methode der Situationisten war die Aneignung bzw. Zweckentfremdung („Détournement“) von vorgefertigten ästhetischen Elementen. Diese Methode greifen wir mit der Plakatkampagne „Unter dem Pflaster liegt der Strand“ auf. Subvertising für die fiktive Stadtstrandbar „Pflasterstrand“, die wir am Wiener Donaukanal verortet haben, soll Aufmerksamkeit auf Kommerzialisierungstendenzen im öffentlichen Raum im allgemeinen und auf die aktuelle Debatte um die Zukunft des Donaukanals im speziellen generieren. Der künstlich angelegte Strand mitten in der Stadt ist aus unserer Sicht ein beispielhafter Ort des Spektakels im Debordschen Sinne.

Der Spruch „Unter dem Pflaster liegt der Strand“, der ursprünglich Militanz und Hedonismus verknüpft, verkommt scheinbar zum Werbeslogan für die vor den hyperrealen Stadtstränden der westlichen Metropolen posierende, spektakelsüchtige Selfie Gesellschaft. Wir bedienen uns (wie es schon DenkerInnen der S.I. taten) einer irreführend zuckersüßen Hülle, die scheinbar ganz auf der Welle des Kommerzes mitschwimmt, um Menschen in die Falle des eigenständigen Denkens zu locken.

Lefebvres Aufruf, das „Recht auf die Stadt“ einzufordern und die Stadt zu verändern, bezieht sich dabei gleichzeitig auf die Stadt als physische Form und die mit ihr in Wechselwirkung stehenden sozialen Verhältnisse und Praktiken. Gemeint sind damit alle Formen des diskursiven und instrumentellen Entwurfs künftiger städtischer Entwicklungen. Das „Recht auf die Stadt“ – so ließe sich dieses Verständnis zusammenfassen – beschränkt sich also nicht auf die konkrete Nutzung städtischer Räume, sondern umfasst ebenso den Zugang zu den politischen Debatten über die künftigen Entwicklungspfade.
(Andrej Holm)

Auf der Website der virtuellen „Strandbar Pflasterstrand“ (www.pflasterstrand.at) veröffentlichen wir ein Manifest, das zur Auseinandersetzung mit der Nutzung des öffentlichen Raums anregen soll. Inspirationsquelle für dieses Manifest ist u.a. das Buch „Recht auf Stadt“ des französischen Soziologen und Philosophen Henri Lefebvre.

Konzept (PDF)